Wenn Angst so richtig krank macht

Der Tag der psychischen Gesundheit von pro mente OÖ widmet sich am heutigen 11. Oktober im Ursulinenhof Linz den Angsterkrankungen; Stargast ist Felix Gottwald.

11. Oktober 2017 - 00:04 Uhr

Unser Leben ist von zahlreichen realen Ängsten geprägt: Angst vor Gewalt und Terror, Angst vor Arbeitslosigkeit, vor gesellschaftlichem Abstieg, vor Liebesentzug, vor Krankheit und Tod.

Sich vor realen Bedrohungen zu fürchten, ist ein natürlicher Instinkt, der uns in brenzligen Situationen immer wieder vor falschen Entscheidungen schützt. Angst ist also – wenngleich in der Gesellschaft oftmals als negativ angesehen – wichtig und gut.

Weniger positiv sind hingegen Angststörungen. Betroffene machen sich dabei regelmäßig große Sorgen, obwohl keine echte Gefahr besteht. Ausgelöst können sie durch einen fehlerhaften Mechanismus der Nerven-Botenstoffe im Gehirn werden. Außerdem gibt es äußere Ursachen, wie etwa Stress, Mobbing oder der Tod eines Angehörigen. Auch eine genetische Veranlagung kann dazu führen, dass Menschen leichter als andere auf bestimmte Situationen mit Angst reagieren.

Etwa fünf bis 15 Prozent der Österreicher leiden mindestens einmal im Leben an einer Angststörung. Frauen sind von den meisten Formen der Angsterkrankungen nahezu doppelt so häufig betroffen wie Männer. Diese geht mit quälender, unkontrollierbarer Sorge, oft auch mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüchen, Schmerzen und Zittern einher. In ihrer "Innenwelt" malen sich Angsterkrankte Katastrophen aus.

"Das Problem bei der Angst ist, dass sie nur selten greifbar und rational begründbar ist. Der Leidensdruck der Betroffenen ist dennoch immens hoch. Oft gehen Angststörungen auch mit anderen Erkrankungen einher, wie Depressionen und Burn-out", sagt Werner Schöny, Vorstandsvorsitzender von pro mente Oberösterreich.

Gut behandelbare Störung

Der Alltag der Betroffenen sei deutlich beeinträchtigt. "Die Fähigkeit zu arbeiten oder den Alltag zu bewältigen, kann in seltenen Fällen verlorengehen", sagt Psychiater Schöny. Die moderne Behandlung der Angststörung kombiniert Medikamente, vorzugsweise Antidepressiva, mit Psychotherapie. "Die Angststörung ist in der Regel gut zu behandeln, die Heilungschancen sind gut, sinken jedoch mit Dauer der Störung, da das menschliche Gehirn durch die Angst geprägt wird – und Veränderungen damit entsprechend schwieriger werden."

Weit verbreitete Krankheit

Angststörungen sind bei Frauen (noch vor den Depressionen) die häufigste psychiatrische Störung, bei Männern (nach dem Alkoholmissbrauch) immerhin die zweithäufigste psychische Störung. "Obwohl das Leben in früheren Jahrhunderten durch zahlreiche Faktoren viel stärker bedroht war als heute, nehmen die Menschen gegenwärtig subjektiv immer weniger Sicherheit im Leben wahr", sagt Hans Morschitzky, Klinischer- und Gesundheitspsychologe aus Linz. (vgl.im Internet unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/gesundheit/Wenn-Angst-so-richtig-krank-macht;art114,2700841)